Sei beliebt!

Stressverstärker sind Anforderungen, die wir an uns selber richten und die wir im Laufe unseres Lebens entwickelt bzw. verinnerlicht haben. Kennzeichnend dafür ist ein „Muss“-Denken. Bedürfnisse, Wünsche und Normen werden zu Forderungen, die aus Sicht des eigenen Wohlbefindens, unbedingt erfüllt werden müssen.

Sei beliebt!

Im Hintergrund dieses Stressverstärkers steht das Anerkennungsmotiv, der Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Angenommensein und Liebe. Wenn dieses Motiv übermächtig und zur absoluten Forderung erhoben wird, dann verbindet es sich mit einer ausgeprägten Stressanfälligkeit vor allem gegenüber solchen Situationen, in denen Ablehnung, Kritik und Zurückweisung durch andere möglich sind oder drohen. Als besonders belastend wird auch erlebt, wenn man eigene Interessen vertreten und andere enttäuschen muss oder wenn Konflikte, Meinungsverschiedenheiten u.Ä. mit anderen bestehen. Derartige Situationen müssen unter allen Umständen vermieden oder entschärft werden. Dies wird versucht, indem man eigene Interessen zurückstellt und sich bemüht, es buchstäblich allen recht zu machen. Auch eine übergroße Hilfsbereitschaft steht bisweilen im Dienst des »Sei beliebt!«-Verstärkers.

Sicher gibt es immer wieder Situationen, in denen es notwendig oder angemessen ist, Kompromisse zu schließen, nachzugeben und anderen zu helfen. Das Problem liegt auch hier wieder in der Übertreibung, in einem »Zuviel des Guten«, das auf längere Sicht in die Selbstüberforderung und ins Burn-out führt

Es geht nicht darum die Stressverstärker über Bord zu werfen, vielmehr geht es darum die positiven Seiten dieser Einstellung und Verhaltensweise zu bewahren und gleichzeitig die negativen, stressverstärkenden Seiten möglichst zu verringern. Dabei können folgende Sätze helfen einen Ausgleich zu schaffen:

  • Ich darf »nein« sagen.
  • Ich achte auf meine Grenzen/meine Bedürfnisse.
  • Ich sorge auch für mich.
  • Ich bin gut zu mir.
  • Ich darf andere enttäuschen.
  • Ich kann/will/muss es nicht allen recht machen.
  • Nicht alle anderen müssen mich mögen.
  • Kritik gehört dazu.
  • Ich darf kritisieren/meine Meinung sagen.
  • Ich darf kritisiert werden.

Quelle: Kaluza G. (2011): Stressbewältigung, 2.Auflage, Springer Verlag